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Bildungsbeirat: Neue Rolle für Theatermacher Olek Konrad Witt

Beiräte treten öffentlich kaum in Erscheinung. Sie wirken im Hintergrund und beraten sowohl den Stadtrat als auch die Stadt. Ihre Fachkompetenz trägt dazu bei, dass Entscheidungen auf einer fundierten Grundlage getroffen werden. Aber wer sind diese ehrenamtlichen Ratgeber? Lernen Sie die Menschen kennen, die sich für das BSW dieser Aufgabe stellen. Heute: Olek Konrad Witt (59) vertritt das BSW im Bildungsbeirat. Der Theaterpädagoge, Regisseur und Diplom-Politologe ist Lehrer an einer freien Schule in Dresden. Geboren wurde er in Polen.

Zu einem Dauerthema des deutschen Bildungssystems hat Olek Witt eine klare Meinung. Dass Schulkinder nach vier gemeinsamen Grundschuljahren separiert werden, wobei Leistung das entscheidende Kriterium ist, geht ihm gegen den Strich. Als Privatperson und Familienvater, aber auch als Lehrer, der aus täglicher Erfahrung spricht. Schule, sagt der BSW-Vertreter im Bildungsbeirat des Stadtrats, sei eben nicht vor allem ein Ort der Wissensaneignung, sondern des sozialen Miteinanders, der Beziehungen, Freundschaften. Wissen könne man sich heutzutage aus dem Internet holen, Kinder kennen sich damit aus. Aber wie man mit diesen Informationen umgeht, eigene Gedanken entwickelt, kreativ ist, im Team arbeitet – das bedeutet wirklich, für das Leben zu lernen. Auch für die Gesellschaft sei die Orientierung auf solche Kompetenzen „sehr wichtig“, sagt Olek Witt.

Die gewachsenen Bindungen nach der vierten Klasse auseinanderzureißen, ist für ihn ein Holzweg: „Diese Trennung finde ich absolut nicht sinnvoll.“ An seiner Schule, der Laborschule Dresden, wird sie auch nicht praktiziert. Die Kinder können bis zum Ende ihrer Schulzeit zusammenbleiben, die in Stufen unterteilt und durch eine Vielzahl an fachübergreifenden Projekten gekennzeichnet ist. Olek Witt unterrichtet Darstellendes Spiel – für bestimmte Jahrgänge ein Pflichtfach.

Darauf vorbereitet hat ihn kein Pädagogikstudium, sondern nahezu seine gesamte Berufslaufbahn. Witt ist als Lehrer ein Quereinsteiger, eigentlich kommt er aus der Kunst. 

Bevor er der Liebe wegen vor zehn Jahren nach Dresden gezogen ist, hat er 25 Jahre in Berlin gelebt, war Regisseur und Schauspieler am Theater. Qualifizierter kann man für das Schulfach Darstellendes Spiel praktisch gar nicht sein.

Ursprünglich stammt Olek Witt aus Polen, gehörte dort der deutschen Minderheit an. Seine Familie siedelte in den 1980er Jahren in den Westen aus, als er 17 Jahre alt war. Mit dem selbstgewählten Vornamen Olek spielt er auf seine Herkunft und Migrationsgeschichte an, tatsächlich heißt er Konrad.

Für Politik hat sich Olek Witt schon in jungen Jahren interessiert und sogar in Heidelberg, London und Berlin Politikwissenschaft studiert. Aber Wissenschaftler wollte er nach seinen Worten nie werden, sondern mitgestalten, etwas bewegen. Er war bei den Jusos, trat in die SPD ein und wieder aus, die internen Machtkämpfe machten ihn wütend.

Mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht verband er die Hoffnung auf einen politischen Neuanfang, getragen von Vernunft und Solidarität, und die Chance, sich von Anfang an aktiv einzubringen. Olek Witt engagierte sich in den Wahlkämpfen des Sommers 2024, „aber nur Plakate zu kleben, das war mir zu wenig“. Als Mitstreiter für die verschiedenen Beiräte gesucht wurden, da meldete er sich.

Inzwischen kann er auf einige Sitzungen des Bildungsbeirats zurückblicken, die durchaus gemischte Gefühle bei ihm hinterlassen haben. Es ging beispielsweise um Schulabgänger ohne Abschluss, lebenslanges Lernen und Analphabetismus in Deutschland – große und wichtige Themen also. Und doch hat sich bei Olek Witt eine gewisse Ernüchterung eingestellt: „Neben den Vorträgen von Fachleuten zu den Themen findet kaum eine Diskussion statt, weil dafür keine Zeit ist.“ Deshalb möchte er die Arbeit in dem Gremium „nicht überbewerten“. Aber als „Neuling in der Kommunalpolitik“ lerne er auch noch dazu. „Ich bin jedenfalls offen und gespannt, was mich dort weiter erwartet.“