Gläserne Manufaktur: Von Volkswagen muss mehr kommen
3. Dezember 2025

1:0 für die Garagen

Garagennutzer Reinhard Fischer mit seiner Eigentümer-Urkunde von 1979

Reinhard Fischer und viele andere haben den Garagenhof an der Zschonergrundstraße vor Jahrzehnten in Eigenleistung errichtet. Die Stadt will ihn nun abreißen lassen, hat sich aber scheinbar verrechnet. Nach einem Votum des Umweltausschusses stehen die Chancen gut, dass das Vorhaben scheitert, wofür das BSW gekämpft hat und weiter kämpfen wird. Vor Ort ist man nach diesem Teilerfolg erst einmal erleichtert.

Wenn der Garagenhof an der Zschonergrundstraße nicht schon in den 1970er Jahren errichtet worden wäre, dann gäbe es gute Gründe, das jetzt zu tun. Als sich BSW-Stadtrat Maurice Devantier an einem Samstagvormittag Ende November mit einigen Nutzern der 24 Garagen trifft, ist auf der Straße oberhalb der kleinen Anlage kurz vor der A4 kaum ein Parkplatz frei. Doch nicht das praktische Problem des Anwohnerparkens beschäftigt die Dresdner Verwaltung, sondern der theoretische Effekt der Begrünung des Garagenhofs auf die Umweltbilanz der Stadt. Die DDR-Garagen an mehreren Standorten, darunter auch an der Zschonergrundstraße, sollen als ökologische Ausgleichsmaßnahme für Bautätigkeit an anderer Stelle abgerissen werden.

Das BSW lehnt die Pläne ab. Auch der Umweltausschuss hat der Vorlage von Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) in seiner jüngsten Sitzung eine Absage erteilt. Ob das Vorhaben im Bauausschuss, der hier das entscheidende Wort hat, überhaupt noch behandelt wird, ist offen.

Vor Ort herrscht bei den Leuten vorsichtige Entwarnung und die Hoffnung, dass das Thema vom Tisch ist. Monatelang, seit den ersten Presseberichten dazu, hat sie die Sorge umgetrieben, ihre Garagen räumen zu müssen. Dass das für die Verantwortlichen bei der Stadt nur ein bürokratischer Vorgang zu sein schien, für den es sich offenbar nicht lohnte, wenigstens mal Kontakt mit den Betroffenen aufzunehmen, empfanden die erst recht als Schlag ins Gesicht.

Es sind Menschen wie Reinhard Fischer. Er ist nicht nur mit seinem VW zum Gespräch mit dem BSW erschienen, sondern auch mit  allen Unterlagen in der Sache, fein säuberlich abgeheftet. Fischer und anderen Ortsansässigen war es vor viereinhalb Jahrzehnten zu verdanken, dass der Garagenhof anstelle einer Brache Gestalt annahm. 350 Stunden Arbeitsstunden seien bei ihm zusammengekommen, „der Durchschnitt lag bei 330“, erzählt er. Eine Urkunde, ausgestellt am 18. November 1979 von der Garagengemeinschaft Zschonergrundstraße, weist ihn schließlich als Eigentümer der Garage Nummer 19 aus. 2000 DDR-Mark habe ihn die Garage vom Typ Dresden zusätzlich zu der Eigenleistung gekostet, sagt er, für das Gelände wurden 5000 Mark fällig.

Über die Jahre haben in Fischers Garage erst ein Skoda, dann ein Lada gestanden. Anfang der 2000er Jahre erfuhren Eigentümer wie er, dass sie eigentlich nur Nutzer sind, weil der Grund und Boden der Stadt gehört. Dass sie das Areal all die Jahre gepflegt und gehegt haben, tut scheinbar auch nichts zur Sache. Noch nicht einmal eine Stimme, die gehört zu werden verdient, billigt man ihnen zu, wie die Erfahrung der zurückliegenden Monate zeigt.

Das BSW hat ihr Gehör verschafft. Und wir bleiben weiter dran, damit die DDR-Garagen nicht einem rein symbolischen Nutzen geopfert werden. BSW-Stadtrat Maurice Devantier spricht von einer „faktischen Enteignung“ und sagt: „Glücklicherweise stimmte der Umweltausschuss mehrheitlich dagegen. Bevor die Vorlage im Bauausschuss ein ähnliches Votum erhält, sollte sie besser gleich zurückgezogen werden. Auch damit den Bürgern die Angst vor dem Verlust ihres Garagenhofes endgültig genommen wird. Was in Chemnitz gefeiert wird, sollte in Dresden nicht zerstört werden.“

https://bsw-vg-dresden.de/bsw-macht-sich-fuer-ddr-garagen-stark/