Finals 2025: Ein toller Erfolg, der nicht selbstzufrieden machen darf
Deutsche Meisterschaften im Faustball, im Bogensport oder Fechten? Das interessiert nun aber wirklich nur Eingefleischte, könnte man meinen – und läge damit komplett falsch. Denn bei den Finals in Dresden sorgten die Wettkämpfe in diesen und 17 weiteren Sportarten Anfang August durchweg für volle Ränge und beste Stimmung. Geschätzte 250.000 Zuschauer pilgerten an vier Tagen zu den neun Standorten, die über die Innenstadt verteilt waren und maximal 2,5 Kilometer auseinanderlagen. Hautnah als Zuschauer mitverfolgt hat die fünfte Auflage der Multisportveranstaltung auch unser Fraktionsvorsitzender Ralf Böhme. Hier spricht er über seine Eindrücke und die Schlüsse, die daraus zu ziehen sind.
Ralf, du gehörst dem Sportausschuss an, bist sportpolitischer Sprecher der BSW-Landtagsfraktion und hast schon eine Menge sportliche Großereignisse miterlebt. Was zeichnete die Finals aus, dass sie eine solche Begeisterung in Dresden ausgelöst haben?
Ich habe unter anderem von den Sportlern selbst gehört, dass sie im Anschluss an ihre eigenen Wettkämpfe zu anderen Sportarten gegangen sind, weil die fast schon nebenan ausgetragen wurden. Diese Kompaktheit war echt etwas Besonderes. Da haben nicht nur die Organisatoren der Finals, sondern auch die Verantwortlichen in Dresden einen richtig guten Job gemacht. Dass Dresden mit dem Heinz-Steyer-Stadion, den angrenzenden Arenen und dem Sportpark Ostra nahe der Innenstadt so ziemlich einmalige Potenziale bietet, kommt dazu. Ich habe mir die verschiedensten Wettkämpfe angeschaut und mich von dem tollen Flair überzeugen können. Die Finals in Dresden wurden wirklich begeistert angenommen.
Was war dein persönliches Highlight?
Der 3000-Meter-Hindernislauf mit dem Zweikampf Karl Bebendorf gegen Frederik Ruppert im Heinz-Steyer-Stadion. Das war von der Dramaturgie her perfekt. Und der Sieg von Bebendorf in seinem „Wohnzimmer“ hat die insgesamt geniale Stimmung bei den Leichtathletik-Wettkämpfe nochmal getoppt. Das war in Dresden aber auch zu erwarten. Das Publikum hier ist so sachkundig wie begeisterungsfähig. Was ich faszinierend fand: Auch bei Sportarten, die 90 Prozent der Leute nie vorher live gesehen hatten, war der Andrang groß. Ich bin zum Beispiel auf dem Neumarkt, Schauplatz der Deutschen Meisterschaften im Speed-Klettern, Breaking und 3x3 Basketball, nicht mal in die Arena gekommen, weil die Plätze nicht ausreichten. Beim Bogenschießen vor der Semperoper hatte ich mehr Glück. Und auch hier gingen die Leute voll mit.
Wie beurteilst du den vierten Platz von Sachsen in der Länderwertung?
Als richtig gutes Ergebnis. Bei den Goldmedaillen sind wir sogar Dritter! Und wenn man unsere 37 Medaillen mit denen der anderen Ost-Bundesländer vergleicht, die auf den Plätzen 9 (Brandenburg mit 21) bis 13 (Mecklenburg-Vorpommern mit 5) landeten, dann kann sich das Abschneiden wirklich sehen lassen.
Sind also alle Weichen richtig gestellt?
Sachsen muss schon auch den Anspruch haben, nicht nur eine tolle Kulisse zu bilden, sondern sportlich konkurrenzfähig zu sein. Da gehören solche Erfolge dazu. Das heißt nicht, die Augen vor den Defiziten zu verschließen. In Sachsen werden hauptberufliche Trainer schlechter bezahlt als in benachbarten Bundesländern, vom Ausland ganz zu schweigen. Man riskiert also, sie zu verlieren. Dass man das im sächsischen Doppelhaushalt nicht korrigiert hat, war ein Fehler. Die Anträge des BSW mit dem Ziel, die Sportvereine in Sachen finanziell deutlich besser auszustatten, hat die CDU im Landtag abgeschmettert. Innenminister Armin Schuster hindert das nicht daran, sich in den Medien auch noch als Patron des Sports aufzuspielen. Dabei geht es mit den Strukturen immer noch abwärts.
Bei der Infrastruktur hat sich zuletzt einiges getan, aber nun muss auch wieder in die Strukturen investiert werden. Wir brauchen in Sachsen eine Leistungssportkonzeption, die mit den entsprechenden Mitteln untersetzt ist. Denn wenn wir uns auf Olympia 2036 oder 2040 orientieren, wenn Sachsen ein Heimspiel haben könnte, dann muss jetzt die Grundlage dafür gelegt werden.
Zurück zu den Finals. 2026 ist Hannover Gastgeber, 2027 Stuttgart. Kommen die Finals nach der gelungenen Premiere irgendwann ein weiteres Mal nach Dresden?
Die Stadtratsfraktion des BSW unterstützt auf jeden Fall eine erneute Bewerbung. Die Finals sind ein wunderbares Format, um sich zu präsentieren – als sächsischer Sport wie als Stadt. ARD und ZDF haben in den vier Tagen vielleicht 30 Stunden Dresden-Bilder gezeigt, solch einen Effekt schafft keine Marketing-Kampagne. Insofern ist jeder in Zusammenhang mit den Finals ausgegebene Euro bestens investiertes Geld und fließt direkt in Imageprägung und Wirtschaftsförderung. Insgesamt ist es bewegend zu sehen, dass Dresden seinen Status als klassische Sportstadt zurückerlangt. Die begeisterte Resonanz bei den Finals ist aber auch Verpflichtung für die Stadtpolitik, den Traum von Olympia eben auch in Dresden wahr zu machen.
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Wie die Finals bei den beteiligten Sportverbänden ankamen, kann zum Beispiel auf der Webseite des Deutschen Ruderverbandes nachgelesen werden:
Zitat von Katharina von Kodolitsch, beim DRV für die Finals verantwortlich: „Die Finals 2025 waren für uns als Rudersport ein großartiges Erlebnis – ein Event mit beeindruckender Kulisse, vielen begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern und einem echten Schub für die öffentliche Wahrnehmung unserer Sportart. Der Dresdner Alberthafen und der Coastal Venue waren bestens gefüllt, und das Publikum hat uns regelrecht mitgetragen – darunter langjährige Fans, aber auch viele, die zum ersten Mal mit Rudern in Kontakt kamen. Gerade ihnen konnten wir zeigen, wie vielseitig und faszinierend dieser Sport ist.“