Kein Moos fürs Moosmutzelhaus: eine „kurzsichtige Politik“
Schon mal etwas vom Moosmutzelhaus gehört? Nein? Warum ihr den Kindertreff mit dem putzigen Namen kennen solltet, lest ihr in diesem Beitrag. Nach jetzigem Stand wird die Einrichtung zum Jahresende geschlossen, weil es 2026 keine Fördergelder von der Stadt mehr geben soll. Aber vor Ort in Löbtau will man sich damit nicht abfinden. Seit vielen Wochen machen die Betroffenen gegen die Pläne mobil, sammeln Stimmen, informieren die Medien. BSW-Stadträtin Berit Schönfeld unterstützt den Kampf aus voller Überzeugung. Hier erklärt die Sozialpädagogin, warum in der Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen sein darf.
Wer Kinder hat, weiß, wie wertvoll Anlaufstellen wie das Moosmutzelhaus in Dresden-Löbtau sind. Die Einrichtung bietet Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 14 Jahren einen sicheren Ort, an dem sie gut aufgehoben sind, ihre Hausaufgaben machen, Freunde treffen und Unterstützung finden. Einerseits werden damit die Kinder gefördert, andererseits ihre Eltern entlastet.
Anfang September war ich selbst im Moosmutzelhaus, das nach 20 Jahren (hier ein Lokalzeitungsbeitrag zum 15-jährigen Bestehen 2020) schon bald ersatzlos geschlossen werden soll. Sozialarbeiter David Morgenroth hat mir erzählt, wie sich die Kinder- und Jugendtreffs in Löbtau gemeinsam für den jeweiligen Erhalt eingesetzt haben, um später zu erfahren, dass ihre Einrichtung zu Gunsten einer anderen nun selbst geschlossen werden soll. Das ist schon deshalb bitter, weil die Betreuung von Kindern und Jugendlichen besonders enge Beziehungen hervorbringt und hier mit viel Herzblut über Jahre soziale Strukturen aufgebaut wurden. Oft kommen Jugendliche, die schon als Kind im Moosmutzelhaus ihre Freizeit verbracht haben, auch heute noch, um mitzuhelfen und zu gestalten oder einfach nur zu quatschen.
In Löbtau, Cotta oder Gorbitz leben viele junge Familien, da ist das Moosmutzelhaus geradezu unverzichtbar. Das gilt gerade auch für Schüler ab der fünften Klasse, für die keine Hortbetreuung mehr vorgesehen ist. Der Gesellschaft muss bewusst werden, was die Schließung eines Kindertreffs bedeutet. Präventionsarbeit, die langfristig Kosten spart, wird stiefmütterlich behandelt, weil sie kurzfristig Geld kostet. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte wird damit umgekehrt. Kinder werden wieder sich selbst überlassen, sei es in den Ferien oder nachmittags, wenn die Eltern noch arbeiten müssen.
Nein, dieses Angebot darf nicht wegfallen. Es ist ein Missverständnis, wenn ein Sozialstaat solche sozialen Pfeiler einstampft. Eine Gesellschaft, in der Schwächere nicht mehr von Stärkeren unterstützt werden, verliert ihre soziale Substanz. Es ist zu befürchten, dass uns diese kurzsichtige Politik eines Tages einholen wird, wenn es niemanden mehr gibt, der gelernt hat, sich um andere zu kümmern.