So laut war das Nein zur Wehrpflicht in Dresden
Die Trümmerfrau hat in den 57 Jahren, die sie nun im Gedenken an die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und den Wiederaufbau danach vor der Ostseite des Dresdner Rathauses steht, schon vieles gesehen. Aber das?
Nach Polizeiangaben zogen am 5. Dezember ca. 1000 Kinder und Jugendliche aus eigenem Antrieb in einer langen Kolonne durch die Stadt. Sie demonstrierten damit gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland und nahmen für ihre Teilnahme an dem bundesweiten Aktionstag auch mögliche Konsequenzen in Kauf. Die Behörden hatten nämlich unter Verweis auf die Schulpflicht klargestellt, dies würde als unentschuldigtes Fehlen gewertet. In den Schulen fielen die Reaktionen unterschiedlich aus, teils waren auch Lehrer bei der Demo anwesend.
Aber was die Erwachsenen von ihrem Schulstreik halten, war für die meisten der Schülerinnen und Schüler angesichts der Tragweite der Entscheidungen, um die es ging, dann auch nicht ausschlaggebend. Unterstützung gab es dafür vom BSW. Freistellungen sollten schon die Ausnahme bleiben, sagte unser Fraktionsvorsitzender Ralf Böhme vor Ort dem Sachsen Fernsehen, aber bei einem so wichtigen Anliegen erteilt werden. Schließlich werde davon das Leben der Jugendlichen über Jahre und Jahrzehnte beeinflusst.
Ralf sprach von einer „Wehrpflicht durch die Hintertür“. Bei Freiwilligkeit werde es nicht bleiben. „Wir wissen alle: Irgendwann droht eine Wehrpflicht im eigentlichen Sinne. Deswegen schließen wir uns hier dem Anliegen der Jugend mit aller Konsequenz an.“
Ihr Nein zur Wehrpflicht bekundeten die potenziellen Wehrpflichtigen zunächst auf dem Postplatz, wo sie gegen Kanzler Merz wetterten und gegen die Tatsache, dass sie noch nicht einmal wählen dürfen, aber ihre Köpfe hinweg entschieden wird, ob sie eine Waffe in die Hand gedrückt bekommen. Anschließend führte ein Demonstrationszug unter Sprechchören („Bundeswehr raus aus der Schule“) einmal um die gesamte Innenstadt herum und unter anderem auch über die St. Petersburger Straße – in Sichtweite der Trümmerfrau. Der Bundestag in Berlin verabschiedete zur gleichen Zeit das neue Wehrdienstgesetz.












