Carolabrücke vor Showdown: Was das BSW fordert
Es ist Dresdens neue große „Sehenswürdigkeit“: Die im Herbst teilweise eingeknickte Carolabrücke gehört zu den beliebtesten Fotomotiven von der Brühlschen Terrasse aus. Was für viele auch ein Wahrzeichen für die Schieflage Deutschlands ist, beschäftigt nun einmal mehr den Stadtrat. Der muss auf seiner nächsten Sitzung am 19. und 20. Juni darüber entscheiden, nach welchen Prämissen die Brücke wiederaufgebaut wird. Vorab berät am 16. Juni der Bauausschuss in einer Sondersitzung.
Den Standpunkt der BSW-Fraktion fasst vor diesem Showdown der Fraktionsvorsitzende Ralf Böhme zusammen:
Das BSW hat sich von Anfang an für einen Ersatzneubau der Carolabrücke in enger Anlehnung an das Original und unter Vermeidung eines Planfeststellungsverfahrens eingesetzt. Da aus unserer Sicht die Faktoren Zeit und Kosten Priorität haben, ist es folgerichtig, dass wir einem Ersatzneubau als der zügigsten und preiswertesten Lösung den Vorzug geben.
Eine Grundsatzdiskussion über die künftige Gestalt der Brücke halten wir für entbehrlich, da die maßgeblich durch Denkmalschutz und Schifffahrt bestimmten Randbedingungen einer freien Gestaltung enge Grenzen setzen. Außerdem war die Carolabrücke vor ihrem Teileinsturz ja in Dresden vollkommen akzeptiert.
Das vordringliche Interesse der Stadtgesellschaft besteht darin, dass sie so schnell wie möglich wiederaufgebaut wird. Wir reden hier nicht von einem Neubau wie bei der Waldschlößchenbrücke, sondern eher von einer Reparatur nach einer Havarie. Der Schaden muss behoben werden, nicht mehr und nicht weniger.
Wir sind zuversichtlich, dass sich die Vernunft am Ende durchsetzen wird. Bekanntermaßen fanden die Vorlagen und Anträge der Verwaltung und CDU, Zastrow und FB/FDP im Bauausschuss zuletzt keine Mehrheit. Was da auf dem Tisch lag, war zu unstrukturiert und mit dem unkalkulierbaren Risiko behaftet, dass sich die Prozesse stark in die Länge ziehen. Daher konnten die Vorschläge von uns keine Zustimmung finden. Wir gehen davon aus, dass es bis zur anberaumten Sondersitzung eine tragfähige Beschlussvorlage gibt, die eine deutliche Verschlankung der Vergabeverfahren für die Planung des Ersatzneubaus vorsieht.
Entsprechend unseres Plädoyers für eine strikte Orientierung am Original sind wir für eine Brücke mit vier Fahrspuren. Aber wir werden uns auch einer Diskussion über drei Fahrspuren nicht verweigern. Unser Wunsch ist das nicht, aber hier könnten wir uns Kompromisse vorstellen. Ob nun vier oder drei Fahrspuren – scheitern soll es daran letztlich nicht.