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Ein Nachruf auf die alte Staatsoperette

So sah die Staatsoperette im Jahr 2006 aus, zehn Jahre vor der Schließung dieses Standorts und fast zwei Jahrzehnte vor dem verheerenden Feuer von Anfang Juni. (Foto: Wikimedia Commons)

So viele Schaulustige wie am Freitag vor Pfingsten hatten sich lange nicht mehr vor dem früheren Gebäude der Staatsoperette Dresden in Leuben versammelt. Freuen konnte sich darüber allerdings niemand, denn der Grund war ein Großeinsatz der Feuerwehr, die einen Brand in dem traditionsreichen Bau bekämpfen musste. Gerettet werden konnte dabei leider nicht viel. Das Haus ist zu großen Teilen verwüstet. Die markante Fassade an der Pirnaer Landstraße, der ehemalige Gasthof Feenpalast aus dem 19. Jahrhundert, wurde zwar ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, verrät aber noch nicht einmal das ganze Ausmaß der Zerstörung in den Anbauten weiter hinten, wo sich der Bühnenraum befand und der Brand ausbrach. 

Seit dem Umzug der Staatsoperette ins Kraftwerk Mitte 2016 stand das Gebäude im Südosten Dresdens, knapp acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, leer. 

 

Ideen für die Weiternutzung gab es zwar so einige, in Angriff genommen wurde jedoch keine. Stattdessen mehrten sich die Anzeichen nicht nur von schleichendem Verfall, sondern auch von Vandalismus. 2023 bildete sich eine Bürgerinitiative mit dem Titel „Alte Operette – Leuben beleben“, deren Mitglieder engagiert dafür warben, dem Bau eine neue Chance zu geben, und auf die zunehmende Verwahrlosung aufmerksam machten. „Dornröschen wecken“ steht bis heute auf einem Spruchband über dem Eingang. Dafür ist es nun zu spät. Feuer und Flamme haben zunichte gemacht, wofür sich diejenigen, die Feuer und Flamme für die legendäre Spielstätte waren, lange eingesetzt haben.

„Ehrenplatz im Seelenleben Dresdens“

Aber was zeichnete diesen Standort der Staatsoperette eigentlich aus? Ein Nachruf von Ingolf Huhn, kulturpolitischer Sprecher der BSW-Fraktion im Sächsischen Landtag:

Die Staatsoperette in Dresden-Leuben war jahrzehntelang für Musiktheaterfreunde aus der DDR und später aus ganz Deutschland ein Sehnsuchtsort. Der riesige Bedarf an musikalischen Theatern nach dem Krieg machte die Staatsoperette zu einem Zentrum des neuen Lebens nach der Befreiung. Gerade auch Operetten jüdischer Komponisten, die in der Nazizeit nicht gespielt werden durften, wurden wichtig – und 2005 unter dem Intendanten Wolfgang Schaller unter der Überschrift „Operette unter dem Hakenkreuz“ noch einmal thematisiert. Eine Vielzahl von DDR-Erstaufführungen – von „My Fair Lady“ bis „Evita“ – und später auch gesamtdeutschen Erstaufführungen wie etwa Andrew Lloyd Webbers „Beautiful Game“ sind hier entstanden. Das Haus in Leuben hatte einen Ehrenplatz im Seelenleben Dresdens; hierher ging man, wenn man beim Musiktheater zu Hause sein wollte.

Auch die Staatsoperette nahm auf ihrer Webseite Abschied von dem Theaterbau. Er werde „als ein Ort, der Geschichten auf und abseits der Bühne schrieb, in Erinnerung bleiben“.