Digitale Pflichten, analoge Rechte
20. Juni 2025
Investitionen im Sport: Was geht und was (noch) nicht
29. Juni 2025

Getrübte Aussichten: Rathausturm öffnet wieder

Bald wird sich die Aussichtsplattform des Rathausturms wieder mit Besuchern füllen. Allerdings sind es maximal 15 pro Tag.

Vom Balkon des Rathausturms gleich unterhalb der Turmuhr wurde einst das vielleicht traurigste Dresden-Bild überhaupt gemacht: Der Dresdner Fotograf Richard Peter hielt im Herbst 1945 mit seiner Kamera fest, wie sich die dicht bebaute Innenstadt Richtung Hauptbahnhof durch die Bomben vom 13. Februar in ein einzige Trümmerlandschaft verwandelt hatte. Von einer grandiosen Aussicht mag man in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Doch der spektakuläre Blick aus 68 Metern Höhe lockte bereits im vorigen Jahrhundert Abertausende Besucher in den elften Stock des Neuen Rathauses. Von der dortigen Aussichtsplattform konnten die Dresdnerinnen und Dresdner ihre Stadt mal aus einer ganz anderen Perspektive erleben.

Der Haken an der Sache

Zuletzt war das allerdings viele Jahre nicht möglich: Brandschutzbestimmungen – fehlende Fluchtwege – sorgten dafür, dass der 100,3 Meter hohe Rathausturm für die Öffentlichkeit unzugänglich blieb. Ab 1. Juli (und vorerst bis 31. Oktober) kann er nach offiziell 650.000 Euro teuren Baumaßnahmen nun wieder erklommen werden – zumindest theoretisch. Der guten Nachricht folgte nämlich die schlechte auf dem Fuß: Während der Aufstieg auf andere Aussichtsplattformen in Dresden, etwa die der Frauenkirche (in 67 m Höhe), der Kreuzkirche (54 m) oder des Hausmannsturms (39 m) zu den Öffnungszeiten spontan und individuell erfolgen kann, ist der Besuch des Rathausturms reglementiert und limitiert. An vier Tagen in der Woche finden jeweils 15, 16 und 17 Uhr Führungen für Gruppen von bis zu fünf Personen statt. Das Ticket kostet 9 Euro und muss im Voraus gebucht werden. Schon jetzt ist der früheste buchbare Termin am 27. Juli.

„… was hundert Jahre möglich war“

Wer das Glück hat, einen Termin zu ergattern, der muss dann auch noch eine sogenannte Selbstrettungserklärung unterschreiben. BSW-Stadtrat Maurice Devantier kritisiert, dass selbst eine so einfache Sache wie der Aufstieg auf einen Aussichtsturm die Erfüllung aller möglichen Bedingungen erfordert, anstatt nach Lust und Laune unternommen zu werden. „Also etwas, was hundert Jahre möglich war, ohne dass etwas Schlimmes beim Treppensteigen passiert ist.“ Der Staat sei „in seinen eigenen Regeln, wie überbordenden Auflagen zum Brandschutz, gefangen“. Nach außen hin entstehe auch durch solche Beispiele der fatale Eindruck, „dass dieser Staat einfach nicht mehr handlungsfähig ist“.